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Kann Dresden BUGA 2033?

Aktualisiert: 15. Okt. 2024

Alle zwei Jahre machen Scharen von älteren Menschen eine weitere deutsche Stadt unsicher. Das Quietschen von Rollatoren ist dabei genauso allgegenwärtig wie im Wind wehende beige Übergangsjacken und Schiebermützen aus Cord-Stoff in Kastanienbraun. Heerscharen von über Sechzigjährigen schwimmen in einem Meer aus Blumen, Wiesen und Botanikausstellungen: Die Bundesgartenschau.

Seit 1936 ist sie (damals noch Reichsgartenschau) nicht in Dresden gewesen, selbst im neugegründeten Freistaat Sachsen hat sie seit der politischen Wende kein einziges Mal stattgefunden, doch das wird sich 2033 ändern.

„Mit der Unterzeichnung eines Durchführungsvertrages haben die Landeshauptstadt Dresden und die Deutsche Bundesgartenschaugesellschaft (DBG) am Donnerstag, 13. Juni 2024, im Rathaus ihre gemeinsamen Pläne für eine Dresdner Bundesgartenschau im Jahr 2033 besiegelt. Vorangegangen war ein Beschluss des Stadtrates mit klarer Mehrheit zur Durchführung der Bundesgartenschau 2033 (BUGA).“

Marcel Timroth im ZfBK Sachsen stellt das Konzet zr BUGA 2033 vor
Marcel Timroth in den Räumen des ZfBK im Kulturpalast

Am 1. Oktober 2024 präsentierte Marcel Timroth von der Stadtverwaltung das Konzept für die Bundesgartenschau 2033 in den Räumlichkeiten des Zentrums für Baukultur Sachsen (ZfBK). Herr Timroth ist von Beginn an in den Bewerbungsprozess leitend eingebunden, hat die Machbarkeitsstudie (für die Bewerbung) mit entworfen und wird auch die Geschäftsführung der sich in Gründung befindenden „BUGA Dresden 2033 gGmbH“ übernehmen.


Konjunkturmotor!

Aus allen bisherigen Austragungsorten der BUGA ist eines klar: BUGA bringt einen wirtschaftlichen Push. Nicht nur im Landschaftsgartenbau und der allgemeinen Bau-Branche wird es eine Fülle von Aufträgen geben, sondern auch Branchen wie die Hotellerie, Gastronomie und der Einzelhandel werden profitieren.


Stadtentwicklung!

Herr Timroth rechnet vor: Was bei der Entwicklung einer Stadt 50 Jahre dauert, dauert aufgrund der BUGA nur 10 Jahre. Das Bild Dresdens soll sich nachhaltig verändern. Durch diese äußerlichen Veränderungen, die Vielzahl an Besuchern von außerhalb (erwartet: 2,9 Millionen) und die damit einhergehende Medienpräsenz soll das Image von Dresden langfristig positiv beeinflusst werden. Da die zu erwartenden Bauten und Gestaltungen auch nach der Ausrichtung der Schau bestehen bleiben, wird das Stadtbild Dresdens deutlich verschönert und steigert so die urbane Lebensqualität.


Themenvielfalt!

Eine weitere Stärke des Konzeptes ist die Themenvielfalt. Dabei soll ein Bogen gespannt werden: Von der Geschichte der Stadt hin zu den aktuellen globalen Herausforderungen. Zu den vier Kernarealen gehören zwei Trümmerareale: Der Trümmerberg in Leuben und die ehemalige Lehmgrube, heute Südpark. Die optionalen Komplementärstandorte weisen zusätzlich die Trümmerberge in Hellerau und im Ostragehege aus. Eine Nutzbarmachung dieser Flächen wäre eine wirkliche Bereicherung, nicht nur für unser Stadtbild, sondern auch für unser Verhältnis zur eigenen Geschichte: Auf Trümmern wächst etwas Neues. Aus Trümmerbergen werden Orte der Transformation. Neben klassischen Elementen einer BUGA wie Grabanlagen und exotischen Pflanzen sollen auch Themen wie die Bekämpfung des Klimawandels aufgegriffen werden.


Zu diesen ohne Frage positiven Effekten der BUGA tauchten während der Vorstellung und in der anschließenden Gesprächsrunde einige Fragezeichen auf:


Finanzierung?
Marcel Timroth wird Geschäftsführer der sich in Gründung befindlichen BUGA Dresden 2033 gGmbH
Der Geldbaum kann nicht schaden

Erst 2023 verhängte Oberbürgermeister Dirk Hilbert eine lang andauernde Haushaltssperre.

Neben den laufenden Ausgaben stehen der Stadt mehrere teure Großprojekte bevor. Etwa der Fernsehturm, die Robotron-Kantine und der Neubau der Nossener Brücke, die den Dresdner Westen mit dem Süden verbinden soll. Noch dazu stürzte am 11. September 2024 die Carolabrücke in die Elbe und bringt so nicht nur die Verkehrssituation in der Innenstadt an ihre Grenzen, sondern auch die Haushaltspläne der nächsten Jahre. Wie sollen die ambitionierten Projekte rund um die BUGA 2033 finanziert werden? Marcel Timroth rechnet mit Gesamtkosten von 175 Millionen Euro. Dabei kalkuliert er eine Deckung von zwei Dritteln der Kosten aus Fördermitteln von Bund und Ländern. Die Stadt habe dabei einen Anteil von 60 Millionen Euro zu zahlen, der jedoch durch Ticketeinnahmen in Höhe von 56 Millionen größtenteils gedeckt werden könne. Bei dieser optimistischen Rechnung, die Herr Timroth nur auf Nachfrage erläuterte, kamen im Raum einige Zweifel auf. Nicht umsonst wurde ihm nach Abschluss der Veranstaltung ein symbolischer „Geldbaum“ überreicht.


Realisierung?

Während der Präsentation wurde auch klar, dass die Fläche der Galopprennbahn oberste Priorität bei der Umsetzung hat, da diese ticketpflichtig sein wird. Zu den preispflichtigen Bereichen gehören außerdem: Die Kiesgrube und der Trümmerberg in Leuben, der Südpark und der Proschhübel. Unumwunden wird zugegeben, dass keinesfalls alle in der Machbarkeitsstudie vorgestellten Projekte realisiert werden können. Der Schwerpunkt werde auf den Teilen der BUGA liegen, die am Ende Geld in die Kassen spülen. Von einer Verschönerung von Prohlis, der Bepflanzung des Trümmerberges im Ostragehege und einer Aufwertung der Grünflächen der TU werden die Dresdner wohl weiterhin nur träumen können. Welche Projekte tatsächlich realisiert werden sollen, wird in den nächsten Monaten entschieden. Danach wird das Projekt von 2025 bis 2026 in die Vorplanungsphase gehen, und die Umsetzung wird dann ab 2028 beginnen.

Grafik aus der Machbarkeitsstudie "Dresden kann BUGA 2033"
© www.dresden.de/buga
Erreichbarkeit?

Eine weitere große Schwierigkeit stellt sich ebenfalls dar: die der Erreichbarkeit der verschiedenen Standorte. Die vier Kernareale liegen recht weit auseinander und sind nicht unbedingt optimal miteinander verbunden. Das dezentrale Konzept ist einerseits ein echter Gewinn, da so im Stadtbild ein breiterer Wirkungsbereich bespielt wird. Doch wie kommen die Gäste von A nach B? Insbesondere der Südpark und der Proschhübel sind eher schlecht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Außerdem ist zu bedenken, dass viele Besucher sicher an einem Tag nur eines der vier Kerngelände besichtigen wollen werden, was nach ausreichend Auto-Parkflächen verlangt, aber wo sollen die entstehen?


Fazit

Die BUGA 2033 wird Dresden guttun. Die offenen Fragen werden von der Projektleitung, der Verwaltung und den politischen Akteuren hoffentlich zufriedenstellend gelöst werden. Wenn nur die Hälfte des Konzeptes umgesetzt wird, wird dies nicht nur ein paar tausend Rentnern von außerhalb gefallen, sondern die Lebensqualität in unserer Stadt erhöhen. Dresden kann BUGA 2033.


Aktuelles und alle weiteren Informationen zur BUGA 2033 in Dresden finden Sie unter: www.dresden.de/buga

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